Unterschiede zwischen aktiven und passiven Glasfaseranschlüssen
Die Telekom baut derzeit ihr Glasfasernetz aus.
Foto: Deutsche Telekom
Uhr
Patrick Skoruppa
AON, GPON, XGS-PON: Glasfasernetze unterscheiden sich voneinander. Wodurch zeichnen sie sich aus? Und welches bietet am meisten Tempo?
Viele Jahre lang kam Glasfaser hierzulande vor allem zum Einsatz, um die bestehenden DSL- und Kabelnetze aufzuwerten. Das ist aber schon längst nicht mehr so: Die Zahl reiner Glasfaseranschlüsse steigt beständig – die Deutsche Telekom, Deutsche Glasfaser und viele lokale Provider treiben den Ausbau stark voran. Reine Glasfaseranschlüsse bezeichnet man auch als FTTH-Anschlüsse (Fiber to the Home). Hier reicht die Glasfaser nicht nur bis zum Verteilerkasten am Straßenrand (FTTC/Fiber to the Curve, VDSL-Supervectoring) oder bis in den Hausanschlussraum (FTTB/Fiber to the Building), sondern vom Anbieter bis in den Wohnraum der Kundinnen und Kunden. Installiert der Provider beim FTTH-Anschluss kein externes Glasfasermodem im Wohnraum, muss der
Routerüber ein integriertes Glasfasermodem verfügen. Gerät und Anschluss müssen hierbei zusammenpassen, denn nicht jedes Modem ist für jedes Glasfasernetz geeignet. Doch wie unterscheiden sich die Glasfasernetzwerke AON, GPON und XGS-PON?
Die besten WLAN-Router
Platz
5
Testnote
1,4
sehr gut
AVM
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AON: Das aktive Glasfasernetzwerk
Ein aktives Glasfasernetzwerk (AON/Active Optical Network) benötigt – wie DSL – einen Verteilerkasten am Straßenrand. Jede Nutzerin und jeder Nutzer erhält darüber einen eigenen Port in der Netzstruktur – quasi eine eigene Leitung zum Provider. Deshalb müssen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer die verfügbare Bandbreite nicht teilen – anders als bei passiven Glasfasernetzwerken. Für Provider sind aktive Netze aber kostspieliger: Sie enthalten Komponenten wie Router, Switches und Verstärker, die Verteilerkästen sind wartungsintensiv und müssen mit viel Strom betrieben werden. In Deutschland kommen aktive Glasfasernetzwerke deutlich seltener zum Einsatz als passive Netze.
GPON: Das passive Glasfasernetzwerk
In einem passiven Glasfasernetzwerk (PON/Passive Optical Network) teilen sich mehrere Haushalte dieselbe Leitung zum Provider; passive Splitter führen die Kabel zusammen. Damit ist das PON – wie das TV-Kabelnetz – ein sogenanntes Shared Medium: Hier teilen sich mehrere Haushalte die verfügbare Bandbreite. Wer Internet über TV-Kabel bezieht, kennt womöglich ein damit einhergehendes Problem: Ist das Netz nicht gut genug ausgebaut, geht das Tempo am Wochenende oder in den Abendstunden in den Keller, wenn zu viele Nachbarn ebenfalls im Internet unterwegs sind. Bei passiven Glasfaseranschlüssen umgehen Provider dieses Problem, indem sie weniger Haushalte mit einem Splitter verbinden als bei Kabelanschlüssen. Bei der Telekom teilen sich etwa maximal 32 Haushalte die Bandbreite.
Aktuell kommen passive Glasfasernetze auf mehrere 1.000 Megabit pro Sekunde (Mbps) – hier spricht man auch von einem GPON (Gigabit Passive Optical Network). Die Netze der Telekom schaffen derzeit 2.500 Mbps im Download und 1.250 Mbps im Upload. Da nie zu viele Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig die volle Bandbreite beanspruchen, sind für jeden nahezu konstant 1.000 Mbps im Download und 200 Mbps im Upload drin. Bei der Datenverteilung gibt es Unterschiede zwischen aktiven und passiven Netzen: Während man die Datenpakete bei einem AON gezielt vom Provider zum jeweiligen Haushalt schickt, erhalten bei einem PON alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Daten der jeweils angeschlossenen Haushalte. Nur derjenige Router, der die ausgehende Anfrage gesendet hat, kann die eingehenden Datenpakete, die für den jeweiligen Haushalt relevant sind, aber auch entschlüsseln. In Deutschland setzen die meisten Provider auf passive Glasfasernetze – auch die Telekom. PONs sind im Betrieb nicht nur günstiger, sondern auch umweltschonender, da sie weitaus weniger Strom benötigen.
XGS-PON: 10 Gigabit über Glasfaser
Bei einigen Providern buchen Unternehmen bei Bedarf bereits Glasfasertarife mit bis zu 10.000 Mbps. In Europa kommt hierbei für gewöhnlich ein XG-PON zum Einsatz: Das "X" stellt das römische Schriftzeichen für die Zahl "10" dar, das "G" steht für "Gigabit" – also ein "10 Gigabit Passive Optical Network". Während das Upload-Tempo beim XG-PON noch auf bis zu 2.500 Mbps beschränkt ist, legt die Geschwindigkeit im Upstream beim XGS-PON deutlich zu: Das "S" steht für "symmetrisch" und beschreibt, dass nicht nur im Download, sondern auch im Upload bis zu 10.000 Mbps möglich sind. Da ein XGS-PON eine andere Wellenlänge als ein GPON verwendet, ist der Einsatz beider Techniken im selben Netz möglich.